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Hauptstadt: Pristina, 165 000 Einwohner (Schätzung 2002) Serbien-Montenegro ist eine Staatenunion, bestehend aus der Republik Serbien und der Republik Montenegro. In Serbien befinden sich ferner zwei Regionen mit dem Status einer Autonomen Provinz: Vojvodina (Provinz mit Selbstverwaltungsrechten) und das Kosovo. Das Kosovo steht seit 1999 unter Verwaltungshoheit der Vereinten Nationen. Am 24. Oktober 2005 hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen "grünes Licht" für den Beginn von Gesprächen über den künftigen Status des Kosovo gegeben. Obwohl das Kosovo also formal zu Serbien-Montenegro gehört, taucht es in serbischen Statistiken nicht mehr auf. Die UN-Institutionen haben bislang noch keine Volkszählung organisiert. Entsprechend fehlen wichtige Grunddaten.
Albanische Unabhängigkeitsträume Behauptungen von der Unvereinbarkeit der serbischen und albanischen Nation haben ihren Ausgangspunkt meist im 19. Jahrhundert. Damals machten beide rivalisierenden Protagonisten ihre territorialen Ansprüche auf das Kosovo1 mit Hilfe divergierender Nationalhistoriographien geltend. Für den gegenwärtigen Konflikt spielt jedoch die Staatskonstruktion der ehemaligen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ)2 die zentrale Rolle. Das UNMIK-Protektorat Seit dem 1. Juli 1999 untersteht das Kosovo der United Nations Interim Administration Mission in Kosovo (UNMIK). Die Grundlage ihrer Tätigkeit bildet die UN-Resolution 1244, welche die Souveränität und territoriale Integrität der Bundesrepublik Jugoslawien bestätigt und gleichzeitig eine "substantielle" Autonomie für das Kosovo fordert. Die völkerrechtlichen Prinzipien von der Unverletzbarkeit der Grenzen und dem Recht auf Selbstbestimmung wurden so in politisch kaum lösbarer Weise miteinander verkoppelt. Fehlen einer eigenständigen Ökonomie Schon im sozialistischen Jugoslawien war das Kosovo trotz der Transfers aus dem Bundesentwicklungsfonds das "Armenhaus" der Föderation. 1984 erwirtschaftete die Autonome Provinz gerade 26 Prozent des durchschnittlichen jugoslawischen Pro-Kopf-Einkommens. Die Analphabetenrate lag 1981 bei 17,6 Prozent, und die Arbeitslosenquote betrug Ende der 1980er Jahre 57,8 Prozent (zum Vergleich: Slowenien 2,5 Prozent). Geringe Bedeutung des Printmedien-Marktes Der öffentlich-rechtliche Sender (RTK) wurde 1999 mit ausländischer Unterstützung errichtet. Er geriet im Frühjahr 2004 in Zusammenhang mit den Ausschreitungen in die Kritik, als ausländische Medienexperten eine Teilschuld an den Pogromen seiner Berichterstattung zuwiesen. Neben dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist vor allem der private Sender Kohavision (KTV) von Bedeutung. Er gehört, wie die auflagenstärkste Tageszeitung, dem Verleger und Politiker Veton Surroi, der mit seiner neuen Partei ORA im Parlament vertreten ist und von vielen als "lokaler Berlusconi" angesehen wird. Die Bedeutung des Printmedienmarktes ist, ähnlich wie in Bosnien-Herzegowina, marginal. Landesweit werden pro Tag lediglich 30 000 Exemplare verkauft. Kosovo gilt als das Land mit der geringsten Leserschaft in der Region, nicht zuletzt wegen der hohen Analphabetenrate, die gegenwärtig bei ungefähr 25 Prozent liegt. Zugleich soll das Land über die meisten Satellitenschüsseln pro Haushalt und Kopf in Europa verfügen.
1 Serbien übernahm das Kosovo nach den Balkankriegen 1912/13 aus der Konkursmasse des Osmanischen Reiches. Gegen die mehrheitlich muslimisch-albanische Bevölkerung ging das Belgrader Regime mit einer repressiven Politik der Assimilierung und Kolonisierung vor. Während des Zweiten Weltkrieges kam das Land unter die Kontrolle des faschistischen Italien, das es mit Albanien vereinigte. Dieses "Großalbanien" blieb auch unter deutscher Besatzung (ab 8. September 1943) bestehen. Ein Teil der albanischen Bevölkerung kollaborierte mit der Wehrmacht. 1945 wurde die Region als "Autonomes Gebiet Kosovo-Metohija" der Serbischen Republik angegliedert. Die jugoslawische Verfassung von 1974 stellte die "Autonome Provinz Kosovo" den anderen Teilrepubliken der Föderation weitgehend gleich. [zurück]
2 Während das "Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen" zentralistisch aufgebaut und serbisch dominiert war, wählte Tito eine föderale Struktur. An die Stelle einer ethnischen Nation mit drei "Stämmen" trat ein staatsnationales Modell, das zugleich die Anerkennung und Gleichberechtigung der in Jugoslawien lebenden Nationen beinhaltete. Der jugoslawische Bundesstaat, die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien (SFRJ), bestand aus den Teilrepubliken Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Mazedonien und Montenegro sowie den Autonomen Provinzen Vojvodina und Kosovo, die zwar zur Republik Serbien gehörten, aber eigene Rechte und Kompetenzen besaßen. [zurück]
3 Der Aufstieg des langjährigen Staatsoberhauptes von Jugoslawien, Josip Broz Tito (1892-1980), begann 1941, als unter seiner Führung eine schlagkräftige Partisanenbewegung gegen die deutsche und italienische Okkupation entstand. Der siegreiche Befreiungskrieg diente als wichtige Legitimationsgrundlage für den neuen jugoslawischen Staat. Nach dem Bruch mit Stalin im Jahre 1948 verfolgte Marschall Tito eine Politik der "Blockfreiheit", die vor allem bei den Trikont-Staaten auf große Resonanz stieß. Zunächst erwies sich das jugoslawische Modell als ein relativ erfolgreiches Projekt, in der Spätphase des Tito-Regimes machten strukturelle Defizite sich jedoch immer stärker bemerkbar. [zurück]
4 Slobodan Milošević (geb. 1941) trat 1959 der Kommunistischen Partei Jugoslawiens bei und durchlief zunächst eine Karriere als technokratischer Apparatschik. Sein politischer Aufstieg begann, als er nationalistische Themen aufgriff und für seine Machtambitionen instrumentalisierte. Von 1989 bis 1997 amtierte er als Präsident Serbiens und von 1997 bis Oktober 2000 als Präsident der Bundesrepublik Jugoslawien. Am 27. Mai 1999 erhob der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag gegen ihn Anklage wegen Kriegsverbrechen und Völkermord. Durch Massendemonstrationen und Protestaktionen wurde der Politiker im Oktober 2000 gestürzt und schließlich auf Druck der USA am 29. Juni 2001 an das UN-Tribunal ausgeliefert. Der Prozess gegen Milošević begann am 5. Juli 2004. [zurück]
5 Das im November 1995 in Dayton geschlossene Friedensabkommen beendete die Kämpfe in Bosnien-Herzegowina und verhinderte die Aufteilung der Republik zwischen Kroatien und Serbien. Der Vertrag bestätigte die Unabhängigkeit und Souveränität dieses Staates in seinen Vorkriegsgrenzen. [zurück]
6 Angesichts des Verfalls der jugoslawischen Föderation schlossen sich im Mai 1992 Serbien und Montenegro zur Bundesrepublik Jugoslawien (BRJ) zusammen. Die damit beanspruchte Rechtsnachfolge der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ) wurde von der internationalen Gemeinschaft jedoch nicht anerkannt. Wegen der drohenden Sezession Montenegros kam es auf massiven Druck der Europäischen Union, die regionale Destabilisierungseffekte befürchtete, zur Bildung einer neuen Staatsunion, Serbien-Montenegro (4. Februar 2003). Ihre Verfassung sieht vor, dass die Teilstaaten nach drei Jahren das Recht haben, mittels Referendum aus dem Verbund auszutreten. [zurück]
7 Die albanische Diaspora entwickelte sich aus der Migration von Kosovo-Albanern, die ab den 1960er Jahren vor allem die Bundesrepublik, die Schweiz und Österreich zum Ziel hatte. Seit den 1980er Jahren flüchteten zudem viele Menschen aus der Region, um der serbischen Repression und der schlechten Wirtschaftslage zu entkommen. Schätzungen aus dem Jahr 1999 gehen davon aus, dass damals unter anderem 250 000 Kosovo-Albaner in Deutschland, 150 000 in der Schweiz sowie 600 000 in den USA lebten. [zurück]
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