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Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig
Das Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig folgt einer grundsätzlich interdisziplinären Ausrichtung des nicht allein als kunstwissenschaftlich, sondern auch als sozial- und kulturwissenschaftlich verstandenen Faches. Alle Kunstwissenschaften, die sich gegenwärtig als Kulturwissenschaften begreifen, sind sich des performativen Charakters von Kultur bewusst. Der performative turn in den Kunstwissenschaften hat den Sinn für die theatralen Strategien und Implikate kulturellen Handelns neu geschärft. Kulturelle Praxis ist immer verbunden mit Techniken und Formen theatraler (Selbst)Darstellung, Inszenierung und Aufführung.

Das Institut für Theaterwissenschaft beschäftigt sich in diesem Zusammenhang deshalb nicht nur mit Theater im engeren Sinne, sondern mit der Theatralität von kulturellen Praktiken in ihrer ganzen Vielfalt. Sein Interesse gilt allen Spielarten kultureller Inszenierung und Aufführung im ‚Theater der Gesellschaft' wie in den Künsten. Die prinzipielle theatrale Verfasstheit von kulturellen Praktiken und Artefakten lässt uns daher von Theater/Kulturen als dem grundsätzlichen Gegenstand unserer Forschungen sprechen. Unter dieser ausgewiesenen Prämisse sind die Profillinien des Instituts in Forschung und Ausbildung im Einzelnen: (1) die Kulturgeschichte des Theaters, (2) Theater/Ästhetik und (3) Intermedialität, insbesondere im Hinblick auf die Relation zwischen Theater/Performance und den anderen Künsten. Mit diesen Schwerpunkten tragen die Forscherinnen und Forscher des Instituts den historischen, anthropologischen und intermedialen Bedingungen von vergangenen und gegenwärtigen Theater/Kulturen Rechnung.

Neben den verschiedenen Forschungsrichtungen haben die ForscherInnen des Instituts in den letzten Jahren verschiedene Forschungs- und Projektformate im Rahmen der Osteuropa-Forschung realisiert, darunter Seminare (Martina Bako: Ungarn: Künstlerischer Aufbruch in Tanz - Theater, Performance), Konferenzen (Gerda Baumbach: Tadeusz Kantor in Deutschland und der Schweiz; in Planung) und Promotionsarbeiten Martina Bako: Das provozierte Versehen - Kunst und Leben des Squat Theatre; Birgit Kuch: Das zeitgenössische Theatralitätsgefüge im postkommunistischen Georgien am Fallbeispiel Tbilissi, Arbeitstitel). Im letzten Jahr ist eine Seminarreihe unter dem Titel "Dramaturgien von Gegenwartskulturen im Ost-West-Transfer" etabliert worden, die außer Seminaren (Günther Heeg: Dramaturgie im Osten 1+2; Günther Heeg/ Veronika Darian: East Art Mapping - Ost-West-Perspektiven auf die Künste; Veronika Darian: Im Zeugenstand: Politisches Performen im Osten) auch studentische Exkursionen und überregionale bzw. internationale Symposien ("Mind the Map! - History Is Not Given") umfaßt.

Für die Arbeit des Instituts für Theaterwissenschaft ist der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis von großer Bedeutung. Regelmäßige künstlerische Gastdozenturen erlauben den Studenten, Einblicke in die theaterpraktische Arbeit zu nehmen; zudem kooperiert das Institut mit Institutionen der kulturellen Öffentlichkeit der Stadt, wie z.B. dem Schauspiel Leipzig und den freien Theatern Schaubühne Lindenfels und LOFFT, und mit den internationalen Festivals "euroscene", "Westend" und "Experimentale/Heimat.Moderne".